Noten für Kunstwerke – Warum?

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Es ist September und die Kinder gehen wieder in die Schule oder in den Kindergarten. Wie jedes Jahr gibt es Neuerungen an einigen Schulen, darunter auch die Abschaffung der Ziffernoten in den ersten 3 Jahren. Davor und auch danach wird wieder viel über Sinn und Unsinn dieses Systems diskutiert und vornehmlich lässt es ratlose Eltern und Kinder zurück.

Unser Gesellschaft, legt einerseits einen großen Wert auf Messbarkeit  und Vergleich, aus welchen Gründen auch immer, und pocht andererseits ständig auf die Individualität und Entwicklung der eigenen Potentiale.

Ich frage mich oft, ob wir uns da nicht auf Grund der Verteidigung der Prinzipien und Konzepte verrennnen, und das Wohl der Kinder und unserer nachfolgenden Generation aus den Augen verlieren.

Es gibt unzählige Bestseller über die Art und Weise wie an unseren Schulen unterrichtet wird und wie eine gute Schule aussehen sollte. Privatschulen verzeichnen mittlerweile einen enormen Zuwachs und höhlen somit, ohne es zu wollen, das System der staatlichen Schulen aus.

Auch ist es fast schon en vogue Lehrerbashing zu betreiben. Selbst Politiker schrecken nicht zurück die Schuld auf Lehrer zu schieben. Dabei muss man aber bedenken, dass diese in einem politischen System ausgebildet werden, dass von eben diesen Politikern unterstützt wird.

Auf der anderen Seite gibt es Lehrervertreter die, die Eltern für viele Defizite verantwortlich machen. Helikoptereltern werden in diesem Zusammenhang oft genannt. Teilweise auch die schlechte Unterstützung zu Hause etc…

Was am Ende bleibt sind Schuldzuweisungen, Etatkürzungen und alle sind ratlos, ja fast schon gelähmt. Nichts geht mehr!

Und leider betreffen die Etatkürzungen oft auch den Kunstunterricht!

Ist die Benotung im Kunstunterricht an den schulen ein Schutz gegen die gänzliche Streichung?

Die Diskussion ob im Kunstunterricht Noten vergeben werden sollen oder nicht, ist nicht neu! Viele Lehrer schöpfen heute das Spektrum der Noten auch nicht aus.

Halten wir an der Benotung fest, weil dem Bildnerischen Erziehen sonst ganz das Aus drohen würde? Kann es sein, dass wir dem Trugschluß unterliegen, dass etwas, dass nicht  benotet wird, keinen Nutzen hat?

Kann man Kunst überhaupt benoten?

Es gibt sicher einige Kriterien, wie man die Ausführung eines Arbeitsauftrags messen und benoten kann. Dazu werden Kurse für Lehrer angeboten. Aber ist es das was wir als Gesellschaft wollen? Kinder die einen Arbeitsauftrag ausführen? Ist Kunst nicht vornehmlich dazu da seine eigene Stimme zu finden? Den Gefühlen Ausdruck zu verleihen? Worte in Bilder zu fassen und somit Sprache besser zu verstehen? Ist Malen nicht etwas, dass man um des Malens Willen macht? Aus Freude zur Kunst?

Der schöpferische Prozess ist etwas sehr komplexes und setzt vom Kind ein großes Maß an Selbstmangement voraus. Für manche mag es nur Gekritzel oder Geklekse sein. Es erfordert aber viel Fantasie und selbständiges Arbeiten. Dies fängt bei der Auswahl des Papiers und der Zeichenmethode an und führt bis zum letzten Strich, oder Punkt etc… Ausserdem ist das kreative Arbeiten eine wichtige Quelle der Regeneration.

Machen wir mit unserer Angst vor dem was dabei herauskommen könnte kreative Köpfe von Morgen zunichte?

Gestalterische Prozesse gehen manchmal ihre eigenen Wege. Was dabei herauskommt, muss nicht jedem Gefallen. Kinder sollten keinen Auftraggeber haben, der in ihre  schöpferische Tätigkeit korrigierend eingreift. Gerade Schüler, die sich mit dem gestalterischen Ausdruck schwer tun, sollte man nicht abschrecken und ihnen einreden, dass sie nicht die Leistung erbracht haben, die man von ihnen erwartet.

Zeichnen und Malen ist nicht für jedes Kind gleich wichtig!

Was jedoch wichtig ist, dass man die Werkzeuge und Techniken kennt. Diesen Kindern zeigt, wie man damit umgeht. Ihnen erklärt, welche Bedeutung Farben in jedem Leben spielen können. Ihnen die verschiedenen Kunstformen erklärt. Was man mit Kunst alles bewirken kann.

Die Gefühlswelt gehört jedem selbst!

Mann kann auch von Keinem erwarten, dass er vor der Klasse seine Gefühle quasi auf dem Papier entleert. Das ist etwas privates und sollte jedem selbst überlassen werden.

Ich bin kein eiserner Verfechter des “Lass die Kinder nur machen”, aber ich stimme dieser Aussage zu, wenn es sich um gestalterische Aktivitäten im Rahmen des Unterrichts für Bildnerische Erziehung handelt.  Denn wie wir wissen hat Kunst auch immer was mit dem ausloten von Grenzen zu tun.

Hier noch ein paar weiterführende Links:

Kunstunterricht in Österreich, thematisiert in der Presse. Artikel von 2007

 

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